Studium abbrechen: Scheitern ist erlaubt!

Verfasst von: Nena Aichholzer, 08.04.2021

Wieder ein Semester mit schlechten Noten, obwohl du echt viel Zeit ins Lernen investiert hast? Und die Menge der Hausarbeiten wächst dir auch über den Kopf? Die Vorlesungen sind einfach nur noch fad – genauso, wie die Kommilitonen und Dozenten? Doch Aufhören ist keine Alternative, weil ein Studium abbrechen peinlich ist? Was sagen bloß deine Eltern, wenn du dein Studium tatsächlich schmeißt? Fragen über Fragen, da kann einem der Kopf ordentlich rauchen. 

Wir von STUWO haben uns mit dem Thema Studium abbrechen genauer befasst und eins sei vorweg gesagt: die Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Aber es ist super, dass du nach Informationen suchst, die dir helfen können. Lies dir die nächsten Punkte in Ruhe durch und horche zum Schluss in dich hinein, ob du dein Studium wirklich an den Nagel hängen möchtest oder ob du vielleicht nur neue Strategien finden musst, um noch bis zum Abschluss durchzuhalten.



1. Dein Studium ist eine Qual und das schon länger

Ein Studium kann die reinste Achterbahnfahrt sein. Von megacool bis absolut frustrierend ist während der Semester im Hörsaal oft alles dabei. Und das ist völlig normal. Schließlich kann man auch einmal einen Dozenten erwischen, mit dem man nicht so gut kann oder es sind Vorlesungen dabei, wo nur beim Lesen der Überschrift das große Gähnen aufkommt. Gegen Langeweile bei Vorlesungen kann man ja zum Glück etwas tun.

Aber wenn du über einen längeren Zeitraum oder sogar von Beginn an das Gefühl hast, dass es der falsche Weg ist, solltest du das ernst nehmen. Denn ist dein Studium eine unerträgliche Last für dich und das über eine längere Dauer oder von Anfang an, wirst du dein Glück dort wahrscheinlich nicht finden. Überlege also, wann das Gefühl zum ersten Mal aufkam und wie lange es schon anhält.

2. Keine klaren Studienziele

Es gibt unterschiedliche Beweggründe, warum man etwas studiert. Manche Menschen haben einen sehr konkreten Berufswunsch und damit ein ganz klares Ziel vor Augen, für das es sich lohnt am Ball zu bleiben und sich auch in schwierigen Phasen durchzubeißen. Manche studieren jedoch, ohne eine genaue Idee zu haben, was sie mit dem Studium am Ende anfangen wollen. Wenn in diesem Fall das Interesse am Inhalt fehlt, wird es in anspruchsvollen Phasen natürlich schwierig mit der Motivation. 

Stelle dir also die Frage, was du mit deinem jetzigen Studium tatsächlich erreichen möchtest und worin es dich unterstützen kann. Sich über das persönliche Ziel nochmals oder vielleicht erstmals bewusst zu werden, hilft mehr Klarheit in den Fragenstrudel zu bringen.

3. Falsche Ausbildungsstätte

Der Beginn eines Studiums ist meist auch der Start eines neuen Lebensabschnitts. Häufig muss man übersiedeln und sich mit einem neuen Wohnort anfreunden. Außerdem wird man mit vielen Dingen konfrontiert, die man für sich erst einmal sortieren muss: Studienplan und Module, ECTS, Wahlfächer, Deadlines und vieles mehr. Es braucht sicherlich eine Zeit, bis man sich im Studium zurechtfindet. Mit dieser Checkliste startest du vorbereitet ins Semester. Das alles mag dich am Anfang etwas erschlagen, aber in diese Umgebung wächst man in der Regel hinein. Veränderungen brauchen schließlich Zeit.

Allerdings lernen Menschen auf unterschiedliche Weise. Manche lieben es, sich Wissen eigenständig anzueignen, Bücher zu durchwälzen, Skripte auszuarbeiten und sich mit Lernthemen auf theoretischer Basis auseinander zu setzen. Andere wiederum wünschen sich einen schulischen Charakter und auch eine möglichst erfahrungsreiche Form der Wissensvermittlung. Bist du also eher der praktische und anwendungsorientierte Typ, der lieber klare Strukturen vorfindet, kann es sein, dass du dich auf einer Universität nicht wohl fühlst und die Fachschule, ein duales Studium oder auch eine Lehre geeigneter für dich sind. Hier haben wir die Unterschiede zwischen einer FH und einer Uni zusammengefasst.

4. Falscher Studiengang

Natürlich kann in deinem Studium auch mal ein Fach oder eine Vorlesung dabei sein, die dir nicht so liegt. Aber im Kern sollte der Inhalt schon deinen Interessen entsprechen. Wenn du dich jedes Mal dazu quälst Fachliteratur in die Hand zu nehmen und du dich zu den Vorlesungen schleppst, ist es vielleicht einfach nicht der richtige Studiengang für dich. Solltest du also bemerken, dass das Thema absolut nichts für dich ist, darfst du dir das auch zugestehen. Jeder Mensch trifft einmal eine falsche Wahl und das sind meist die wichtigsten Erfahrungen im Leben. Erkundige dich, was dich stattdessen interessieren könnte und ob dir vielleicht sogar etwas angerechnet werden kann. Unser Beitrag zu Entscheidungshilfen für die Wahl eines Studiums können dich dabei unterstützen.

5. Dauer des Studiums

Wie lange es noch bis zum Abschluss dauert, kann ein wichtiges Kriterium bei deiner Entscheidung sein. Wenn du nur noch eins oder wenige Semester vor dir hast oder es nur noch um das Schreiben deiner Abschlussarbeit geht, wäre es wahrscheinlich schade, das Studium nicht abzuschließen. Immerhin hast du schon sehr viel Zeit dafür investiert. Wenn du aber schon in den ersten Semestern des Studiums merkst, dass du fehl am Platz bist oder dich ein anderes Studienfach viel mehr reizt, dann kann es durchaus Sinn machen, über einen Wechsel nachzudenken.

6. Keine beruflichen Perspektiven

Es ist schon ein kleines Dilemma, wenn man in einem Studium gute Leistungen erbringt und die Studieninhalte auch total spannend findet, aber die Jobaussichten alles andere als rosig sind. Für die Arbeitslosigkeit möchte man natürlich nicht studieren, aber man sollte auch nicht gleich aufgeben und das Worst-Case-Szenario heraufbeschwören. 

Wenn dir dein Studium wirklich liegt, bist du in dem Bereich vielleicht auch besonders gut und hast die besten Chancen. Dabei auch die Augen vor Alternativen nicht zu verschließen, die sich mit deinem bisher erworbenen Wissen decken, macht natürlich Sinn.

7. Schlechte Noten, Prüfungsangst oder keine Motivation

Wenn deine Noten das Weiterstudieren oder den Abschluss gefährden, ist die erste logische Frage, ob es an der eigenen Motivation zum Lernen liegt, ob man wegen einem Nebenjob oder privaten Verpflichtungen zu wenig Zeit hat oder ob das Studium einfach sehr schwer und vielleicht zu fordernd ist. Das ist nicht ganz einfach, aber versuche bei der Antwort wirklich ehrlich zu dir selbst zu sein.

Oft lassen sich Lösungen finden, damit du mehr Motivation für dein Studium findest. Es gibt auch jede Menge Möglichkeiten, wie du dich optimal auf Prüfungen vorbereiten kannst oder deine Prüfungsangst überwindest. Wenn das Studium aber wirklich zu viel für dich ist, brauchst du dich wirklich nicht schlecht fühlen oder zu schämen. Wir müssen nicht alles können und dürfen für uns die Reißleine ziehen, wenn es gar nicht geht.

8. Finanzielle Schwierigkeiten

Wenn es mit der Kohle dauernd eng wird, ist das ein großer Stressfaktor und das kann einem die Freude am Studieren nehmen. Aber bevor dies der einzige Grund ist, weshalb du deinem Studium den Rücken kehren möchtest, solltest du unbedingt prüfen, ob du schon alle Möglichkeiten nutzt, um sorgenfreier über die Runden zu kommen.

Wohnkosten sind meist ein großer monatlicher Posten. STUWO Studentenapartments sind eine kostengünstige und moderne Alternative zu den hohen Mietpreisen in größeren Städten. Weitere Tipps zur Studienfinanzierung in Österreich und wie man als Student richtig Geld sparen kann, haben wir dir auch in eigenen Beiträgen zusammengefasst. Nachlesen lohnt sich für dich und ganz besonders für deinen Geldbeutel. Vielleicht kannst du dann auch beruhigt weiter studieren.

9. Studienabbrecher

Deine Entscheidung ist eigentlich bereits gefallen: Das Studium passt einfach nicht. Aber du hast Bedenken, wie deine Familie oder Freunde auf deinen Entschluss reagieren werden und ziehst es deswegen nicht durch? Es ist natürlich nicht ganz einfach, wenn man die Erwartungen anderer nicht erfüllt. Aber Hand aufs Herz! Du bist eine eigenständige Person, die für sich selbst verantwortlich ist und eigene Erwartungen an das Leben hat. Natürlich liegst du deinem Umfeld am Herzen und das kann dazu führen, dass sie sich Sorgen machen, wenn solche Veränderungen anstehen. Überlege dir, welche Sorgen das sein könnten und ob diese tatsächlich begründet sind. Dann hast du auch schon passende Argumente parat und du setzt dich nochmals mit deiner Entscheidung auseinander.

Wenn du das Gespräch suchst, erkläre im gleichen Zuge deine Alternative zum jetzigen Studium oder was du als nächstes planst. Das vorher genau zu überlegen sollte sowieso Teil deiner Strategie sein. Und vielleicht machst du dir sogar mehr Gedanken als tatsächlich notwendig und die Reaktionen schauen positiver aus, als du befürchtet hast. Wer weiß!

10. Perspektivenwechsel: Neubeginn

Wenn du schon weißt, was es statt deinem jetzigen Studium sein soll, bist du ganz klar im Vorteil und in deiner Planung einen großen Schritt weiter. Denn bei Entscheidungen gilt die Faustregel, dass man sich hin zu etwas Neuem bewegen soll, statt lediglich etwas abzubrechen oder zu beenden. Von Scheitern kann daher absolut keine Rede sein, wenn du, statt dein Studium abzubrechen, einfach einen anderen Weg beschreitest, der besser zu dir passt. Das klingt auch gleich ganz anders, oder?

 

Studienabbruch hin oder her: Erfolgreiche und vor allem glückliche Lebenswege sind nur selten geradlinig. Bleib’ also offen dafür, deinen eigenen Zickzack-Kurs zu finden und gib dir ausreichend Zeit für die Orientierung und deine endgültige Entscheidung. Menschen, die dir nahestehen, sind oft die besten Ratgeber. Wir wünschen dir auf jeden Fall viel Erfolg und alles Gute für deinen weiteren Weg!

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