Hilfe für Frauen: Was tun bei Gewalt gegen Frauen?

Verfasst von: Kerstin Lakits, 02.11.2023

„Gewalt ist die Waffe der Schwachen“ – Mahatma Gandhi

Gewalt ist niemals in Ordnung und doch sind laut Statistik Austria etwa ein Drittel aller Frauen in Österreich im Laufe ihres Lebens körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Im Jahr 2022 wurden hier 29 Frauen ermordet und 23.638 Frauen und Mädchen wurden als Opfer von familiärer Gewalt in Gewaltschutzzentren betreut. Jede Frau – unabhängig von Alter, Hautfarbe, Religion, Kultur – kann Opfer von Gewalt werden und gerade das macht es zu einem Problem, das uns alle etwas angeht. Der Internationale Tag der Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November soll uns ins Gedächtnis rufen, dass wir alle an diesem Problem arbeiten müssen. Darum haben wir hier Informationen und Beratungsstellen für euch zusammengetragen.

Häusliche Gewalt: Was ist das und wer ist davon betroffen?

Man spricht von häuslicher Gewalt, wenn der Gewalttäter in einer intimen bzw. sehr persönlichen, emotionalen Beziehung zum Opfer steht. Das können Verwandte, Freunde, Mitbewohner oder Partner sein. Es kann jedem Menschen passieren, dennoch sind die Opfer zum größten Teil weiblich und die Täter überwiegend männlich.

Außerdem ist häusliche Gewalt ein regelmäßiges, sich wiederholendes Verhalten der Gewalttäter. Dazu zählen körperliche, sexuelle und psychische Gewalt. Bedrohungen, Demütigungen, soziale Isolation, Prügel, gezwungener Sex und Missbrauch sind Übergriffe seitens der Täter. So etwas hat in keiner Beziehung Platz.

Häufig findet häusliche Gewalt hinter verschlossenen Türen statt, meistens in den eigenen vier Wänden. Die Täter verbergen gezielt ihre Vergehen und verhindern oft die Möglichkeit zu Hilfe und Intervention.

Selbstverständlich ist jede Art von Gewalt gesetzlich verboten und strafbar – auch häusliche Gewalt. Seit 1997 gibt es das Gewaltschutzgesetz, das es der Polizei ermöglicht, Gewalttäter aus ihrer Wohnung zu entfernen, um die Opfer zu schützen.

Gewalt gegen Frauen: Woran erkennt man häusliche Gewalt?

Oft kann es schwierig sein, einen Fall von häuslicher Gewalt als außenstehende Person zu bemerken. Dies liegt einerseits daran, dass die Täter teils aktiv versuchen, dies zu verbergen und andererseits daran, dass die Opfer es oft aus verschiedensten Gründen nicht ansprechen (möchten). Dennoch gibt es ein paar Indizien, die auf häusliche Gewalt hindeuten können. Hier sind einige mögliche Erkennungsmerkmale von häuslicher Gewalt:

  • Plötzlich keine Zeit mehr für Freundinnen, Kolleginnen, etc.
  • Keine eigenständigen Entscheidungen mehr (Rücksprache mit Partner)
  • Kein eigenes Geld zur Verfügung
  • Verletzungen (häufig ohne oder unlogische Erklärungen)
  • Chronische Beschwerden (oft ohne physische Ursache)
  • Psychische Probleme (Angst, Panikattacken, Depression)
  • Besitzergreifender, kontrollierender, aggressiver Partner

Zivilcourage zeigen: Wie kann ich Betroffenen im Akutfall helfen?

Wenn du mitbekommst, dass jemand Opfer von Gewalt jeglicher Art wird, musst du helfen. Deine Hilfe ist für diese Person entscheidend!

Das Wichtigste im Überblick:

  • In akuten Fällen Hilfe rufen (Polizei, Frauennotruf, Frauenhelpline)
  • Hinschauen, ansprechen und einschreiten
  • Gespräch im richtigen Moment suchen (und ZUHÖREN)
  • Hilfe & Unterstützung anbieten
  • Konkret nachfragen und Verständnis zeigen
  • Informationen bei Beratungs- und Auskunftsstellen einholen

1. Hilfe organisieren

Rufe im Akutfall auf jeden Fall die Polizei – egal, ob du eine Auseinandersetzung auf der Straße siehst oder häusliche Gewalt in deiner Nachbarschaft bemerkst. Die Polizei kann mit dieser Situation professionell umgehen und helfen. Bringe dich dabei niemals selbst in Gefahr, sondern beziehe geschulte Hilfskräfte in die Situation mit ein.

Wenn du Zeuge eines gewalttätigen Übergriffs auf der Straße, in Geschäften, Lokalen oder den öffentlichen Verkehrsmitteln wirst, sprich andere Passanten an, indem du laut und bestimmt sagst: „Wir helfen da jetzt!“. Gemeinsam könnt ihr besser helfen. Bitte außerdem auch den Bus- oder Straßenbahnfahrer, Mitarbeiter oder Kellner um Hilfe.

Wenn du ein Opfer von Gewalt kennst und nicht weißt, wie du damit umgehen und dieser Person helfen kannst, kannst du dich – auch anonym – an die unten genannten Auskunfts- und Beratungsstellen wenden, die dir Tipps geben können.

2. Ein Gespräch mit den Betroffenen suchen

Versuche im richtigen Moment ein Gespräch mit Betroffenen zu führen. Dafür brauchst du eine sichere Umgebung, fernab des Gewalttäters. Verständnis und Da-Sein sind unfassbar wichtig, um den Betroffenen ein Gefühl von Sicherheit und Unterstützung zu vermitteln. Das Wichtigste ist, dass du aufmerksam zuhörst und keinen Druck ausübst.

Etabliere eine Vertrauensbasis, indem du der betroffenen Person erklärst, dass du für sie da bist, ihr helfen möchtest und nichts davon dem Gewalttäter erzählst. Sei eine sichere Anlaufstelle für diese Person: „Du kannst mich immer anrufen und mit mir reden.“ Vielleicht könnt ihr ein Codewort oder Zeichen ausmachen, damit du weißt, wenn sie Hilfe braucht.

Dieses Thema ist für die Betroffenen oftmals sehr schwierig, unangenehm und vielleicht sogar mit Gefahren verbunden. Rechne also mit Ablehnung und Gefühlsausbrüchen. Nimm das nicht persönlich, atme tief durch und bleib ruhig. Versichere der Betroffenen, dass du da bist, sobald sie bereit ist mit dir zu reden.

Präventionsmaßnahmen: Wie kann man auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen?

Indem wir darüber reden und uns mit dem Thema „Hilfe für Frauen“ beschäftigen, setzen wir einen ersten wichtigen Schritt Richtung Sensibilisierung und Enttabuisierung. Denn wenn wir den Opfern das Gefühl vermitteln, dass sie darüber sprechen können, können sie adäquate Hilfe bekommen und müssen nicht mehr stillschweigend leiden.

Wir können alle unseren Beitrag leisten, indem wir offen darüber reden, in unserem Umfeld achtsam sind und im Falle von (häuslicher) Gewalt nicht untätig bleiben, sondern um Hilfe bitten. Hinschauen, ansprechen und einschreiten!

Der Staat fördert viele verschiedene Präventionsmaßnahmen:

Speziell geschulte PräventionsbeamtInnen bei der Polizei, Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen (z.B. Mann spricht’s an!), Förderung von Präventionskampagnen und auch Beratungsstellen für Männer und Burschen und noch viel mehr.

Hilfe für Frauen: Anlaufstellen und Hilfseinrichtungen im Überblick

Wenn du Opfer von häuslicher Gewalt wirst oder bereits bist, suche dir Hilfe! Du bist nicht alleine! In Österreich gibt es viele Anlaufstellen, die dir in der Not auch anonym zur Seite stehen und dir in deiner Situation professionelle Hilfe anbieten können.

HilfsorganisationBeschreibungKontaktdaten
PolizeiDie österreichische Polizei kann dich schützen, wenn du zuhause bedroht wirst. Die Polizei ist rechtlich dazu ermächtigt, den Gewalttäter aus der Wohnung der gefährdeten Person zu entfernen und von dort fernzuhalten (selbst wenn der Gewalttäter ebenfalls dort wohnt). Außerdem kann die Polizei dem Gewalttäter auch ein Annäherungsverbot (100m) erteilen.Notruf: 133 oder 112 oder per SMS an 0800 133 133
FrauenhelplineDie Frauenhelpline ist eine gute, österreichweit erreichbare Anlaufstelle für Frauen, Kinder und Jugendliche, die von Gewalt betroffen sind. Hier bekommst du Hilfe in Akutfällen, Unterstützung und Beratung über Möglichkeiten und Auswege.Telefonnummer: 0800 222 555 (rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr)
Webseite
Frauenberatung NotrufDie Frauenberatungsstelle bei sexueller Gewalt berät dich anonym und kostenlos und begleitet dich gegebenenfalls durch den Strafprozess (auf Deutsch, Englisch, Französisch).Telefon: +43 (0)1 523 22 22
Webseite
Email
HelpCh@tHelpCh@t ist ein anonymes Online-Beratungssystem, wo du täglich von 18 bis 22 Uhr mit Beraterinnen chatten oder 24/7 mit ihnen telefonieren kannst. Hilfe für Frauen steht hier an erster Stelle. Zusätzlich zur Hilfestellung bekommst du hier auch weitere Informationen und kannst dich mit anderen Frauen austauschen.Telefon: 0800 222 555 (24/7)
Webseite
GewaltschutzzentrenIn jedem Bundesland gibt es Gewaltschutzzentren, die kostenlose Beratung anbieten. Außerdem begleiten dich die Mitarbeiterinnen zu eventuellen Polizei- oder Gerichtsterminen und leisten psychosoziale und juristische Prozessbegleitung. Du musst das nicht allein schaffen, die Gewaltschutzzentren stehen dir zur Seite!Webseite (nähere Informationen zu den einzelnen Bundesländern findest du auf der Homepage)
FrauennotrufeOberösterreich, Steiermark, Salzburg, Wien und Tirol haben spezielle Frauennotrufe für ihre Bundesländer. Alle Kontaktdaten und die jeweiligen Telefonnummern sowie Hilfe und Beratung findest du auf dieser Webseite.Webseite
FrauenhäuserDer Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) ist eine umfangreiche Anlauf- und Auskunftstelle für dich. Auf deren Webseite findest du alle Hilfe- und Beratungsangebote, die es in Österreich gibt, sowie alle Notrufnummern und Informationen gegen Gewalt.Webseite
Bund Autonome Frauenberatungsstellen bei sexueller GewaltAuf der Webseite des Bunds Autonome Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt findest du Beratungsmöglichkeiten, Informationen, Anlaufstellen in deiner Nähe und Notrufnummern.Webseite
24-Stunden Frauennotruf der Stadt WienSozialarbeiterinnen, Juristinnen und Psychologinnen stehen Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt betroffen sind, rund um die Uhr zur Verfügung.Telefon: + 43 1 71 71 9 (rund um die Uhr erreichbar, auch an Sonn- und Feiertagen)
Webseite
Email
TAMAR – Beratungsstelle für misshandelte und sexuelle missbrauchte Frauen, Mädchen und KinderTAMAR berät Mädchen und Frauen bei sexualisierter Gewalt. Außerdem stehen dir die Mitarbeiterinnen während eines strafrechtlichen Prozesses bei und bieten dir psychotherapeutische Beratungsmöglichkeiten.Telefon: 01 334 0437
Webseite
Email
MännerinfoDiese Notrufhotline ist speziell für Männer und Burschen, aber auch für deren Angehörige, und stellt eine Anlaufstelle für akute Situationen dar. Die Hotline ist anonym und vertraulich und steht Männern in Konfliktsituationen zur Seite. Die MännerInfo ist eine Beratungsstelle, die Notschlafplätze, Anti-Gewalt-Trainings und spezielle Männerberatungsstellen vermittelt.Telefonnummer: 0800 400 777 (rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr)
Webseite

Gemeinsam kämpfen wir gegen Gewalt gegen Frauen! Schau nicht weg, sprich es an und hole in akuten Notfallsituationen Hilfe. Die oben genannten Anlaufstellen stehen dir in den meisten Fällen anonym und kostenlos zur Seite!

Zögere nicht, um Hilfe zu rufen! Gemeinsam machen wir uns stark für Hilfe für Frauen.

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Gerne helfen wir dir weiter!