So wird Weihnachten in Österreich gefeiert: Typische Weihnachtsbräuche der gemütlichsten Zeit des Jahres

Verfasst von: Hannes Wagner, 19.11.2020

Wie feiert man Weihnachten in Österreich? In Österreich wird in christlichen Familien die Geburt Jesu immer noch sehr traditionell gefeiert. Während man auf Christkindlmärkten die Weihnachtszeit einläutet und jeden Sonntag eine neue Kerze am Adventkranz anzündet, wird mit geschmückten Weihnachtsbäumen, Weihnachtsliedern und leckeren Keksen an Heiligabend auf das Christkind gewartet.



Vorweihnachtszeit

Weihnachtsmärkte

Die besinnliche Vorweihnachtszeit startet in den meisten österreichischen Gemeinden mit Mitte November. Nämlich genau dann, wenn üblicher Weise auch die Christkindlmärkte ihre Pforten öffnen und sich Jung und Alt mit Lebkuchenherzen, Schokofrüchten und Punsch auf die schönste Zeit des Jahres einstimmen.

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt…“

Neben dem Punschtrinken ist das Adventkranzbinden eine weitere vorweihnachtliche Tätigkeit, die meistens auch bereits im November begonnen wird. Viele Familien binden ihre Adventkränze noch selbst, holen sich Tannenzweige aus dem Wald und treffen sich mit Freunden, um bereits aus dem gemeinsamen Binden ein kleines Fest zu machen.

Ursprünglich war der Adventskranz mit 24 Kerzen bestückt, heute sind es nur noch vier Kerzen. Ab dem ersten Adventssonntag wird jeweils eine (weitere) Kerze angezündet. In einigen Familien hat sich ein alter Brauch bezüglich der Farben bis heute gehalten. Auf den Adventkranz werden drei violette Kerzen und eine rosafarbene Kerze gesteckt. Die rosa Kerze steht dabei für den 3. Adventsonntag, der auch Gaudete genannt wird.

Der Adventskranz steht symbolisch für den Sieg über die Finsternis des Lebens, seine Kerzen werden an jedem Adventsonntag entzündet und dabei wird oft musiziert, gesungen, vorgelesen oder vielleicht sogar gebetet.

Adventskalender

Ob selbstgemacht oder ganz klassisch mit Schokolade gefüllt, ein Adventskalender darf in der Vorweihnachtszeit in Österreich ebenso nicht fehlen. Denn ganz egal, ob groß oder klein, für einen Adventskalender ist man nie zu alt!

Beginnend mit dem ersten Dezember bis hin zum Heiligabend am 24. wird jeden Tag ein Türchen geöffnet, hinter dem sich eine kleine, meist süße Überraschung verbirgt. Eine sehr liebe Idee, wie wir finden, denn ganz ehrlich, wer freut sich nicht über eine tägliche Aufmerksamkeit?

Tipp: Wenn du in einer WG lebst, könnt ihr euch gemeinsam einen Kalender basteln und die Türchen abwechselnd mit kleinen Überraschungen füllen!

Weihnachtsgedichte

Auch in Schulen und Kindergärten wird die christliche Tradition meist nicht ausgelassen. Viele Kinder lernen bereits in jungen Jahren Weihnachtsgedichte, hören die Weihnachtsgeschichte und feiern den heiligen Nikolaus.

Übrigens: Oft werden gelernte Gedichte von den Kindern am Weihnachtstag unter dem Christbaum aufgesagt, bevor die Geschenke aufgemacht werden dürfen!

Wichtige Termine in der Weihnachtszeit

Barbaratag

Am 4. Dezember, dem Barbaratag, ist es Tradition einen Zweig von einem Apfel- oder Kirschbaum abzuschneiden und ihn mit ins Haus zu nehmen. Wenn der Zweig bis zum Heiligen Abend erblüht, bedeutet das Glück und Gesundheit für die ganze Familie. In manchen Regionen wird auch gemunkelt, dass bei einem blühenden Zweig eine Hochzeit vor der Türe steht.

Heiliger Nikolaus

Der 6. Dezember ist der Tag des heiligen Nikolaus. In Österreich ist es Tradition, dass Kinder die im vergangen Jahr brav waren vom Nikolaus mit Mandarinen, Nüssen und Schokolade belohnt werden. Bei einigen kommt der Nikolaus abends persönlich vorbei, bei anderen stellt er die Köstlichkeiten schon morgens in die geputzten Stiefel.
Der treue Begleiter des Nikolaus ist der Krampus. Eine Schreckensfigur mit gehörnter Maske, lautem Glockengeläut und Rute. Die Tradition rund um den Krampus wird in den Bundesländern sehr unterschiedlich zelebriert. Ursprünglich glaubte man, dass Krampusse Glück, Segen und Fruchtbarkeit für das kommende Jahr bringen und alles Schlechte vertreiben. Heute sagt man, dass der Krampus nur die Kinder besucht, die im vergangen Jahr besonders unartig waren. Krampus-Umzüge, Kramperlstuben oder Hausbesuche der Perchten gehören vor allem am Land zu den vorweihnachtlichen Bräuchen dazu.

Der 24. Dezember

Heiliger Abend: Weihnachten wird in Österreich am Abend des 24. Dezember gefeiert. Nachdem man den Tag mit Christbaum schmücken, dem Kochen eines Festmahls oder dem Besuch einer Christmette verbracht hat, wird am Heiligen Abend das Fenster geöffnet und auf das Christkind gewartet. Denn die Geschenke bringt in Österreich nicht der Weihnachtsmann, sondern das Christkind!
Natürlich hat jede Familie ihre eigenen Traditionen, Gerichte, und je nach Alter der Kinder bestimmte Abfolgen. Aber Klassiker, die in den meisten christlichen Haushalten an Heiligabend nicht fehlen dürfen sind diese:

  • Christbaum schmücken: Spätestens am 24. Dezember wird der Christbaum, meist eine Fichte oder Tanne, weihnachtlich geschmückt. Bei kleinen Kindern übernimmt das oft „das Christkind“, was bedeutet, dass die Eltern über Nacht und im Geheimen den Baum schmücken. Die Kinder dürfen den Baum dann erst bei der Bescherung, dem gemeinsamen Fest am Abend, sehen. Andere Familien haben es sich zur Tradition gemacht den Christbaum am Morgen des 24. gemeinsam zu schmücken und sich mit Weihnachtsliedern im Hintergrund auf den Abend einzustimmen.
  • Friedenslicht: Das Friedenslicht soll an die Geburt Jesu erinnern und steht auch für ein friedliches Zusammenleben, von Bethlehem bis in die Wohnzimmer Österreichs. Seit 1986 gibt es den Brauch, der von der TV-Hilfsaktion „Licht ins Dunkel“, des öffentlich rechtlichen Fernsehens ORF, ins Leben gerufen wurde, dass ein Kind aus Oberösterreich die Aufgabe hat das Kerzenlicht aus der Geburtsgrotte Jesu nach Österreich zu bringen. Hier wird das leuchtende Weihnachtssymbol von Kerze zu Kerze weitergegeben und in die ganze Welt verteilt.
  • Festmahl: Das Weihnachtsessen ist für viele das Highlight der Weihnachtszeit und variiert in seiner Ausführung so stark wie kein anderer Brauch, den wir hier vorgestellt haben. Auch von Bundesland zu Bundesland sind die Traditionen sehr verschieden. Bei den Burgenländern gibt es oft Gansl mit Rotkraut und Erdäpfelknödel, in der Steiermark gibt es meist typische Weihnachtsschmankerln in Form von kalten Speisen, den Braten gibt es hier nämlich erst am 25.! In Vorarlberg gibt’s Raclette, in Kärnten Selchwürstel, Sauerkraut und Schwarzbrot und viele andere Familien essen Fisch wie Karpfen am Heiligen Abend. Ganz allgemein kann man allerdings sagen, dass jede Familie ihr eigenes „Familien-Traditions-Weihnachtsgericht“ hat, das an Weihnachten alljährlich serviert wird.
  • Klingeln des Glöckchens: Sobald das Christkind seine Arbeit getan hat, die Kerzen am Christbaum prachtvoll strahlen und alle Geschenke eingepackt und am richtigen Fleck platziert sind, erklingt ein Glöckchen, das den Kindern signalisiert, dass es jetzt so weit ist. Es läutet zur „Bescherung“.
  • Bescherung: Wie bereits erwähnt, lernen viele Kinder im Kindergarten oder in der Schule Gedichte oder Lieder, die sie am Abend des 24. vor der ganzen Familie aufsagen und vorsingen dürfen. In vielen Familien wird gemeinsam musiziert und gesungen, weniger musikalische lauschen auch nur ihren Lieblingsweihnachtsliedern. Typische Weihnachtslieder in Österreich sind zum Beispiel: „Stille Nacht“, „Oh Tannenbaum“, „Alle Jahre wieder“ oder ganz urig und im Dialekt „Es wird scho glei dumpa“ – hier findest du Liedtexte zum Nachsingen! Erst nachdem die Lieder gesungen sind und auch jemand die Weihnachtsgeschichte aus dem heiligen Evangelium vorgelesen hat, dürfen die Geschenke verteilt und ausgepackt werden!
  • Christmette: Die heilige Messe in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember nennt man Christmette, sie zählt zu einer der beiden größten nächtlichen Feiern im katholischen Kirchenjahr. Traditionell beginnt sie um Mitternacht, viele österreichische Gemeinden haben ihren Start aber ein wenig verschoben und beginnen bereits um 22 oder 23 Uhr. Für viele Familien gehört der Besuch der Christmette zu Weihnachten dazu, ganz unabhängig davon wie gläubig sie sind, ist es ein Ritual, das für viele zur Tradition geworden ist.

Nachweihnachtszeit

Die Weihnachtszeit ist mit dem 24. Dezember aber noch lange nicht vorbei! In den meisten österreichischen Haushalten wird am 25. und 26. mit Freunden und Familie weiter gefeiert.

Der Christtag und der Stefanitag sind zwei weitere Tage an denen noch einmal aufgekocht, mit den Liebsten geschmaust und zusammen gekommen wird. Die letzten Kekse finden ihren Platz in vollen Bäuchen und abends fallen alle sehr satt und sehr müde ins Bett.

Der Christbaum wird meistens bis zum 6. Jänner wieder entschmückt, denn der 6. markiert den Tag an dem die Heiligen drei Könige, Casper, Melchior und Balthasar singend von Haus zu Haus ziehen und die Türen mit geweihter Kreide beschriften. C + M + B umrahmt von der aktuellen Jahreszahl wird an den Türstock geschrieben, die Buchstaben stehen dabei für den Segensspruch „christus mansionem benedicat“ was übersetzt „Christus segne dieses Haus“ bedeutet.

Ein österreichischer Brauch, der beinahe schon in Vergessenheit geraten ist, sind die Raunächte. Insgesamt gibt es 12 Raunächte, die vier wichtigsten sind dabei die

  • Thomasnacht am 21.12;
  • die Christnacht am 24.12;
  • die Silvesternacht am 31.12 sowie die
  • Dreikönigsnacht am 5.1.

In diesen Nächten soll man das ganze Haus ausräuchern, um Unheil und böse Geister abzuhalten und den Segen Gottes willkommen zu heißen. Übrigens besagt der Brauch der Raunächte auch, dass an diesen Tagen keine Wäsche gewaschen und aufgehängt werden darf.

Wir hoffen, dir damit einen kleinen Einblick in die teils liebevollen, teils alt-traditionellen Weihnachtsbräuche in Österreich geben zu können. Vielleicht möchtest du das ein oder andere ja auch in deiner Weihnachtszeit für dich ausprobieren.

Wir wünschen wir bereits jetzt eine schöne Vorweihnachtszeit trotz all der Widrigkeiten, und ein schönes Weihnachtsfest, hoffentlich mit deinen Liebsten!

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